Überall schiessen sie wie die Pilze aus dem Boden, die "Berater-" und "SOS-" Sendungen .... Und während ich ganz gerne hin und wieder mal sehe, was aus der ein oder anderen Wohnung gemacht wird - es könnte ja mal eine Idee für mich dabei sein - lassen mich die "Styling-Berater-Shows" jedesmal erzittern.

Darum werden diese auch nie wirklich gesehen, sondern grundsätzlich weggezappt. Gestern jedoch hat mich der Teufel geritten und ich zappte mal zu Big Brother (darüber mehr später) oder zu Barbara- mein Mann ist der Boris, der war mal ein Super-Tennis-Star und der hat mich betrogen- Becker. Nun finde ich das was der Boris da gemacht hat schon ziemlich dämlich und daneben. Aber ich fand sowieso noch nie was an Boris, weil mir Tennis egal ist und bleiche rothaarige Typen - was ja noch gar nicht so schlimm wäre - die sich nicht artikulieren können (das ist der schlimme Part), noch mehr!

Aber auch Frau Becker, die wohl mal Model war - stimmt das wirklich? die hat doch ein total männliches Gesicht und null Ausstrahlung, weshalb ich mir das gar nicht vorstellen kann - drängt nun als Expertin auf den Fernsehschirm. Expertin? Für was? Für betrogene Ehefrauen? Und wie krieg ich das meiste Geld aus der Affäre rausgezogen? Nein, also Frau Becker ist jetzt LIFESTYLE-Expertin. Aha.

Da gehört jetzt so alles von Mode, Make-up, Frisur, Männer und Wohnung renovieren dazu. Zumindest nach meinem gestrigen Eindruck. Während ich dem persönlichen Style von Frau Becker nichts abgewinnen kann - bitte beraten Sie mich niemals! - sind die Macher der Fernsehshow aber hochgradig davon überzeugt, und haben Frau Becker erst mal selber einen neuen style verpasst.

Bevor sich aber Frau Becker und ihre 2 Helfer nun daran machen dem auserkorenen Opfer ein neues Leben zu verpassen, wird dieses erst mal begutachtet. Da dürfen natürlich wichtige und fachlich aussagekräftige Kommentare nicht fehlen wie zum Beispiel der hier: "Gott sei Dank, sie ist nicht alt und nicht dick."

Ja, Herrschaften! Wenn ich jung und schlank bin ist es nicht wirklich ein schwieriger Job! Mich hätte da viel mehr eine Verwandlung interessiert, die auch ein bisschen Kreativität erfordert! Wo bleiben hier die Herausforderungen?

Babs Becker erklärt auch schon mal, dass doch jeder gerne shoppen geht und Klamotten kaufen mag. Tatsächlich Frau Becker? Sie kennen mich noch nicht! Fragen Sie mal meine Freunde und Familie wie oft die schon versucht haben mich davon zu überzeugen und wieviel Arbeit das kostet! Das ist ein echter Sch(w)eissjob! Mich zum shoppen zu überreden, das ist ungefähr so einfach wie einen Esel davon zu überzeugen auf einem Baumstamm balancierend eine Schlucht zu überqueren! DAS sind Herausforderungen. Oder meine körperliche Statik. Da haben Sie mal wirklich was zu tun. Das was Sie da zeigen sind doch kleine Fische! Peanuts!

Das Ergebnis des Stylings ist trotz der "Schlichtheit" des Opfers irgendwie nicht so wirklich gelungen. Gestylt wie ein Bonbon mit schlechter Haar-Verlängerung. Sieht irgendwie aus wie gerupft, ungewaschen und fettig. Da hatte ich mir mehr von erhofft. Um dem ganzen noch die Krone zu verpassen werden nun auch noch mit Glitzersteinchen versehene Accessoires ge"shopped" Das arme Opfer scheint sich ihrer grauenvollen Erscheinung noch nicht bewusst zu sein, denn sie flötet bewundernd: "Toll ausgesucht! Du hast echt Geschmack." Und das sagt sie zu einem Mann, der sich in einen babypinken Pullover geworfen hat und darunter eine froschig grüne glänzende Krawatte trägt. Mir wird vom Hingucken ganz schwummerig. Und ich sehne mich nach der Zeit als im Fernseher noch alles in schwarz-weiss war.

Also entweder werde ich hier verarscht, oder ich hinke der Mode noch ein paar mehr Jahrzente mehr hinterher - oder voraus??? - als ich dachte.

Eine echte Herausforderung ist die neue Wohnung des Opfers. Also die braucht WIRKLICH Styling. Denn die ist eigtl. bloss eine Ruine. Das ist mal ne echte Aufgabe.

Aber wo kämen wir hin, wenn Frau Becker das den "Profis" alleine überlassen würde! Also ergreift sie in der Wohnung gleich recht forsch das Mäuschen (es handelt sich hier um eine Rolle mit der man streicht, der Hobby-Handwerker wird es kennen) des Malers und fängt an auf der Tür mal von rechts nach links, mal von oben nach unten zu rollen. Mir zerreisst es schier das Herz. Selber aus einer Familie passionierter Anstreicher kommend (Mutter gelernte Malerin, Schwipp-Schwager Malermeister seines beruflichen Zeichens nach und Schwester gelernte Farb-Expertin), können sich bei diesem Anblick nur noch die Zehennägel kräuseln! Und dann das Schärfste! Mich hats vom Kakao-befleckten Sofa gehauen! Sagt Frau Becker:" An den Ecken erkennt man den Profi. Vielleicht streichst Du nochmal drüber." Und zeigt dem armen Maler(gesellen?) was sie meint. Nachdem sie eben wirkungsvoll demonstriert hat, dass sie keinen blassen Schimmer hat!

Der Hammer ist natürlich noch die Bemerkung, dass handwerkliche Tätigkeiten etwas ungemein befriedigendes sind. Hilfe! Ich bin ein Fernsehzuschauer. Holt mich hier raus!

Liebste Frau Becker. Haben Sie denn schon einmal in Ihrem Leben wirklich selber handwerklich was getan? Ausser sich selber angemalt?

Der krönende Abschluss folgt, als das arme Opfer Susanne, so heisst sie nämlich, verpackt in ihr rosa Bobonpapier-Kleid nun auch noch an den Mann gebracht werden soll. Dazu haben der pink-pulloverte und grün-krawattete Profi und der arme Typ der sich um die Renovierung der Ruine (ich spreche von der Wohung) kümmen durfte, sich auf die Strasse begeben um hier die 20 ersten dahergelaufenen Typen, die sie nicht kennen anzuquatschen um ihnen ein Foto der verwandelten Susanne zu zeigen um sie einzuladen Susanne kennenzulernen.

Wenn ich Susanne wäre und das wüsste! Woher soll man denn da wissen, wer da angequatscht wurde. Ob es nicht ein Irrer, ein Informatiker, ein Blogger, ein gerade aus der Haft entlassener oder ganz schlicht ein Sex-Süchtiger, auf dem Weg in seine Anonyme Sex-Süchtige- Gruppe, handelt, oder einen Menschenhändler.

Das Ende konnte ich mir nicht mehr ansehen. Ich möchte nicht erfahren für wieviele "Kamele" die arme Susanne verhökert wurde.

Die Sendung erhält von mir das Prädikat: überflüssig und wird hiermit abgehakt und gestrichen. Vielen Dank fürs Zulesen!